Vorher-Nachher: Alte Mühle mit hippem Berliner Flair

Elisabeth Liebing Elisabeth Liebing
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Heute möchten wir euch ein wunderbares Vorher-Nachher-Projekt vorstellen. Es handelt sich um ein geschichtsträchtiges Gebäude, das bereits Ende des 18. Jahrhunderts in Dokumenten erwähnt wurde. Die Rede ist von einer Mühle. Die Beerbach Mühle ist eine von insgesamt vier Mühlen zwischen Eberstadt und Nieder-Beerbach. Zunächst wurde die Mühle als Gerber- im später Verlauf als Walkmühle verwendet. Das ist eine spezielle Mühlenform in der in der Stoffe verdichtet wurden. Im Jahr 1856 wurde sie zur einer klassischen Mahlmühle umgebaut. Von 1924 bis in die 1960er-Jahre eröffnete dort eine beliebte Gastwirtschaft. Das letzte mal wurde zur selben Zeit dort gemahlen und seitdem steht das Gebäude unter Denkmalschutz. 

Die Architektin Anja Thede von Architektur und Kommunikation im Raum baute das Gebäude um und schuf innerhalb des historischen Gemäuers einen Ort der Behaglichkeit, der gleichzeitig modern wirkt.

Gesamtes Projekt

Aus der Vogelperspektive kann man die Anordnung des wirtschaftlichen Gehöfs erkennen. Eine vierseitige Hofanlage, die aus dem Mühlenhaus, einem ehemaligen Wohnhaus, mehreren Scheunen und Ställen besteht. 

Die Renovierung und Sanierung war ein großes Projekt und musste deshalb in zwei Bauabschnitte separiert werden. In der ersten Phase wurde das Dachgeschoss des Hauptgebäudes, das aus zwei nebeneinander liegenden Häusern besteht, ausgebaut. Im zweiten und letzten Bauabschnitt wurde ein weiterer Teil des ehemaligen Mühlenhauses energetisch saniert und umgebaut. 

Vorher: Innenraum

Das Raumprogramm der Mühle war vor dem Umbau kleinteilig und für eine Familie nicht besonders ansprechend. Die Zimmer wurden bereits seit vielen Jahren nicht mehr renoviert und so war der Staub der Vergangenheit im Interieur ablesbar. 

Vorher: Rückseite

Gen Wald lagerte ein langgezogener Balkon, der mithilfe einer Kunsstoffbedachung vor Regen schützen sollte. Insbesondere die Überdachung hatte aufgrund des billigen Materials gelitten und wirkte sich dadurch überaus negativ auf die gesamte Erscheinung aus. 

Vorher: Ansicht

Hier sehen wir ein Bild vor der Renovierung. Die Mühle war in einem guten baulichen Zustand. Die Fenstereinsätze sind ein Zeugnis der 1970er-Jahre Architektur. Das wird deutlich an der konvexen Wölbung der Glasscheiben. 

Weitere Anregungen zu Fenstern findet ihr in dem Ideenbuch: Fenster in allen Variationen

Nachher: Ansicht

Heute bietet die Mühle insgesamt vier Generationen Raum zum Wohnen und Leben. Die Architektin Anja Thede schuf einen Wohlfühlort für viele Menschen, die den Traum vom Leben in einer alten Mühle verwirklichen möchten und ließ dabei moderne und ökologische Aspekte nicht außer Acht. 

Das Mühlenhaus erstreckt sich insgesamt über drei Etagen. Im Erdgeschoss findet sich eine kleine Praxis. Die Obergeschosse beherbergen einen großzügigen Wohnbereich, im Dachgeschoss finden sich die Schlafräume. 
Die Fassade erhielt eine farbliche Auffrischung mithilfe der neuen blauen Fenster- und Türrahmen. Im Zuge dessen wurden natürlich auch neue Gläser eingesetzt, die zu einer Optimierung der Wärmedämmung beitragen. 

Nachher: Schlafzimmer

Überall im Haus ist der Charme des alten Gemäuers ablesbar. Im Schlafzimmer wurde die Wand von der Putzschicht befreit, sodass der darunterliegende rote Klinker zum Vorschein kam. Die rot leuchtenden Steine bilden nun einen gestalterisch wertvollen Blickfang. Das Pendant dazu stellt der pinke, geradlinige Baldachin dar, der die Schlafzone markiert. Die Möblierung präsentiert sich schlicht und zeitlos. 

Nachher: Badezimmer

An das geräumige Schlafzimmer schließt das Badezimmer an. Die freigelegte Wand stellt auch in dem Nassraum einen Blickfang dar. Das farbliche Schema sowie die Struktur wurde hier aufgegriffen und setzt sich in einer konsequenten Form fort. Die Sanitäranlagen siedeln sich an der Längsseite an und befreien das Zentrum des Raums. 

Natürliche Materialien

Neben der Konservierung und Aufarbeitung der Bauelemente wurden auch längst vergessen Baumaterialien in das Wohnkonzept integriert. Eine Lehmstampfwand wurde als trennendes Element an der Treppe eingezogen. Die Oberflächenstruktur bietet nicht nur eine unkonventionell schöne Gestalt, sondern bildet auch bauphysikalische Vorteile. Wird die Wand von der einfallenden Sonne bestrahlt, wird die Wärme gespeichert und gibt diese Energie an den Raum weiter. Zudem trägt Lehm merklich zur Verbesserung des Wohnklimas bei. 

Für die Dämmung des Hauses wurden ausschließlich regenerative Materialien verwendet. Die Wände wurden mit einer dampfoffenen Innendämmung versehen.  

Nachher: Wohnen

Elemente aus der Geschichte des Gebäudes blieben erhalten und dienen als gedankliche Stütze. Hier befinden wir uns im Dreh- und Angelpunkt des Hauses, dem Wohnbereich. Die Geschosse werden mit einem Treppenhaus verbunden, das gleichzeitig auch die Aufgabe eines Lichthofs übernimmt. Diese offene Wohnzone schließt an eine Terrasse an. Von dem Panoramafenster strömt viel Tageslicht in den großzügigen Raum. Kräftige Farben spielen in dem Entwurf eine bedeutende Rolle und bilden in dem sonst so natürlichen Ambiente einen Kontrast.

Schlafhaus

Unter dem Dach lagert ein offenes Geschoss, dessen Raumhöhe enorm ist und den die Architektin mit geschickten Mitteln auskostete um die Höhenwirkung dadurch zu verstärken. Mithilfe eines Steges, der leicht versetzt zum First lagert, erhält das Geschoss eine Trennung, die sich ähnlich wie eine Galerie verhält. Der Gitterrost aus feuerverzinktem Stahl kreiert in Kombination mit der Brüstung einen industriellen Charakter, der die alte Mühle in ein hippes Berliner Loft verwandelt.

Nachher: Kinderzimmer

Ein wahres Paradies für Kinder ordnet sich unter dem Dach an. Ein prägnantes Merkmal stellt auch hier das historische Gebälk dar, das freigelegt wurde und als dekoratives Element und zugleich als Ablagefläche fungiert. 

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